Key Findings: Pitch-Night von Tsüri
- Andrea Gir
- 23. Sept. 2024
- 4 Min. Lesezeit
7 Speakers x 7 Minuten x 1 Thema: Kreislaufwirtschaft
Die Frage des Abends lautete: Wie können Politik, NGOs, Forschung und Privatwirtschaft dazu beitragen, Zürich und die Schweiz nachhaltiger zu gestalten? Bei der Tsüri Pitch-Night hatten sieben Redner:innen jeweils sieben Minuten Zeit, um ihre Perspektiven und Lösungsansätze zu präsentieren. Im Fokus standen innovative Ideen, die dazu beitragen, Ressourcen effizienter zu nutzen und lokale Kreisläufe zu stärken.
Den Auftakt zum Abend übernahm René Estermann, Direktor des Umwelt- und Gesundheitsschutzes Zürich.

Speakers
Anna Blattert – FREITAG
Die Freitag-Taschen werden aus alten Lastwagenplanen hergestellt und sind damit ein Paradebeispiel für Kreislaufwirtschaft. Seit über 30 Jahren ist das Zürcher Unternehmen damit ein Pionier in Sachen Wiederverwertung von vermeintlich ausgedienten Materialien – selbst alte Taschen werden teilweise wieder neu upgecycelt.
Zusammen mit Partner:innen stellt Freitag neue und nachhaltige Lastwagenplanen her, die möglichst lange auf der Strasse dienen und danach in Taschen verarbeitet werden sollen. Dieses kollaborative Entwickeln will die Zürcher Firma in Zukunft vorwärtstreiben, um letzte Lücken im Kreislauf zu schliessen.
Tobias Jung – Stadt Zürich Umwelt- und Gesundheitsschutz
Auf dem Weg zur Netto-Null setzt Zürich auf verschiedene Massnahmen, eine davon ist die Kreislaufwirtschaft. Tobias Jung betont, wie wichtig es sei, dass Dinge, die bereits gebaut oder produziert wurden, länger genutzt werden können. Die Stadt möchte deshalb nicht nur dafür sorgen, dass Konsumgüter länger im Umlauf bleiben, sondern auch Gebäude und Infrastruktur länger genutzt werden.
Ein Pilotprojekt ist das Recyclingzentrum Juch, das wie ein Legobaukasten aus wiederverwendbaren Materialien gebaut wird. Ausserdem gibt es mobile Tauschstationen, bei denen die Leute ihre Sachen untereinander tauschen können.
Anik Eckhart – Kuori
Seit zwei Jahren macht Kuori Cleantech – heisst, das zweijährige Zürcher Start-up will die Plastikverschwendung und -verschmutzung reduzieren. Dafür nutzen die Macher:innen vermeintliche Abfälle von Lebensmitteln. Zum Beispiel wird die Bananenschale nicht einfach kompostiert, sondern verarbeitet zu einem elastischen Kunststoff, der biologisch abgebaut werden kann.
Die Produkte von Kuori kannst du nicht im Laden kaufen, denn das Unternehmen wendet sich an andere Produzierende, die zum Beispiel Schuhsohlen, Pingpongschläger oder ähnliches herstellen. Am Schluss seines Lebenszyklus können die Kuori-Stoffe kompostiert werden.
Karen Rauschenbach – Circular Clothing Genossenschaft
Fast Fashion, also Kleidung, die nur kurz gebraucht und dann weggeworfen wird, ist nicht nur ein Zeitphänomen, sondern auch ein Umweltproblem. Die Genossenschaft Circular Clothing will verhindern, dass Textilien schon nach kurzer Zeit auf dem Müll landen.
Die Macher:innen um Karen Rauschenbach versuchen daher, die Modebranche neu zu denken und Mode kreieren, die ständig weiter genutzt und danach kompostiert werden kann. Dafür müssen neue Materialien erforscht und neue Produktionsabläufe entwickelt werden. Diese neuen Erkenntnisse teilen sich die in der Genossenschaft zusammengeschlossenen Unternehmen – und haben ein Label gegründet, um nachhaltige Mode kennzeichnen zu können.
Kurt Gygax – Reparaturia
Was tust du, wenn deine Kaffeemaschine nicht mehr pumpt? Oder wenn der Drucker keine neuen Liebesbriefe mehr ausdrucken will? Wegwerfen und neu kaufen? Das müsste nicht sein. In den Repair Cafés der Organisation Reparaturia helfen dir die Initiant:innen um Kurt Gygax, deinen Elektrogeräten neues Leben einzuhauchen.
Jeden Mittwochnachmittag können Haushaltsgeräte selber in Oerlikon geflickt werden – Material und Werkzeug steht kostenlos zur Verfügung. Ältere Geräte sind einfacher reparierbar, doch auch für neuere Modelle gibt es oft eine Lösung.
Die Macher:innen wollen gegen das Wegwerfen sensibilisieren und so nachhaltiges Verhalten fördern. Wer es nicht schafft, sein Gerät selber zu flicken, kann es kostenpflichtig reparieren lassen.
Anita Ni & Fabian Hörmann – Countdown 2030
Recycling sei nicht das oberste Ziel für mehr Klimaschutz, es gehe um eine zirkuläre Gesellschaft, ist Anita Ni von Countdown 2030 überzeugt. Das Kollektiv, bestehend aus Architekt:innen und Bauschaffenden, will die Baubranche umweltfreundlicher machen.
Dafür müssen beispielsweise Abrisse von Liegenschaften minimiert, Baumaterialien wiederverwertet und kaputte Dinge statt weggeworfen, geflickt werden. 85 Prozent des Abfalls in der Schweiz kommen aus der Baubranche, sagt Fabian Hörmann – zudem werden Bauteile vernichtet, die noch einsatzfähig wären.
Eigentlich könnten zum Beispiel Fenster, die bei einer Sanierung in Basel nicht mehr genutzt werden, in Zürich wieder eingebaut werden. Um solches Recycling zu vereinfachen, gibt es bereits einige Bauteilbörsen in der Schweiz. Doch noch ist das Potenzial nicht ausgenutzt. Man müsse jetzt handeln, dann das sei günstiger, als später die Folgeschäden die bezahlen zu müssen.
Christine Grimm – Hochschule Luzern
«Manchmal habe ich das Gefühl, wir beten Kreislaufwirtschaft wie einen Gott an», sagt Christine Grimm von der Hochschule Luzern. Mobility will nachhaltige Mobilität fördern: Leute fahren grosse Distanzen mit dem Zug und nehmen dann für die letzten Kilometer das geteilte Auto. Doch Mobility erhöht eben auch die Verfügbarkeit von Autos, wodurch mehr Menschen mehr Kilometer fahren.
Unnötig oder fast schon ein bisschen geschwindelt, wird bei kompostierbar oder recycelbaren Kaffee-To-Go-Tassen. Diese könnten zwar theoretisch biologisch abgebaut werden, doch es gibt schlicht keine Infrastruktur dafür. Oder hast du schon mal an einem Bahnhof ein Kompostkübel für Kartontassen gesehen?
Für alle, die bei der Pitch-Night nicht dabei sein konnten, gibt es hier die Möglichkeit, noch einmal reinzuschauen:

Organisiert wurde dieser Event von Tsüri.ch. Vielen Dank an alle, die den Abend möglich gemacht haben. 💙
Veranstaltungspartnerin: Stadt Zürich Umwelt- und Gesundheitsschutz
Partner: FREITAG, Made in Zürich, Zurich Design Weeks Bilder Freitag.lab / Text zu den Speakers von Tsüri.ch






